Kreis Olpe. Während die Corona-Schutzverordnungen in den Einrichtungen der Langzeitpflege mit dem geänderten Infektionsschutzgesetz weiterhin umgesetzt werden müssen, ist deren Refinanzierung in Teilen ausgelaufen. Altenhilfe-Träger, wie der Caritasverband für den Kreis Olpe e. V., die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH (GFO) und die Katholische Hos-pitalgesellschaft gGmbH (KHS) befürchten, dass Zusatzaufgaben dauerhaft vom Einrichtungspersonal ihrer Seniorenhäuser gestemmt werden müssen. Auf mehr Bürokratie folgt weniger Personal und damit weniger Zeit für die Versor-gung von Pflegebedürftigen.
Am Mittwoch, dem 7. September machten einige Einrichtungen von Caritas und GFO/KHS mit einem gemeinsamen Aktionstag auf die Zusatzbelastungen der Einrichtungen durch Bürokratie und fehlende Refinanzierung aufmerksam und ließen „Besuche nur vor der Tür“ stattfinden. Ein Wachrütteln für die Öffentlichkeit und Politik!
Zum Hintergrund:
Am 8. September stimmt der Bundestag über das geänderte Infektionsschutz-gesetz ab. Einrichtungen der Langzeitpflege müssen weiterhin zeitintensive Maßnahmen zum Infektionsschutz, wie Einlasskontrollen, Zertifikatskontrollen und Dokumentation der Vorgänge, umsetzen. Bis Juni 2022 konnten Pflegeeinrichtungen die Aufwendungen, die durch die Umsetzung der Coronamaßnahmen entstanden, sowie coronabedingte Mindereinnahmen über den Pflegerettungs-schirm geltend machen. Das ist durch das Auslaufen des Rettungsschirms nun nicht mehr möglich.
Bürokratie erschwert prekäre Personalsituation
Karin Arens, Pflegedienstleitung im St. Franziskus Seniorenhaus in Lennestadt beklagt: „Während Corona in der Mitte der Gesellschaft keine tragende Rolle mehr zu spielen scheint, ist die Pandemie in der Pflege noch lange nicht vorbei. Unsere Mitarbeitenden arbeiten seit zweieinhalb Jahren über ihr Limit hinaus“, so der besorgte Blick der engagierten Caritas-Frau auf die nach wie vor sehr heikle Situation in den Einrichtungen und die damit einhergehenden schwindenden körperlichen und psychischen Ressourcen der Kolleginnen und Kollegen. „Die Vorgaben durch das ab Oktober geltende geänderte Infektionsschutzgesetz erzeugen einmal mehr Bürokratie und belasten unsere Beschäftigten. Daher fordern wir eine Entlastung der Pflege durch die dauerhafte und sichere Refinanzierung von Corona-Schutzmaßnahmen.“
Es brauche außerdem eine gesamtgesellschaftliche und politisch geförderte Solidarität. Der notwendige Schutz vulnerabler Personen sei nicht allein Aufga-be der Langzeitpflege.
Besuche am 7. September nur draußen vor der Tür
Als Zeichen gegen die Überlastung der Langzeitpflege lassen zwei Caritas-Seniorenhäuser und vier Einrichtungen der GFO/KHS am 7. September Besu-che nur draußen vor der Tür stattfinden. Gemeinsam mit den Angehörigen weisen die Einrichtungen auf die prekäre Personalsituation hin. In einem offenen Brief fordern die Träger der Altenhilfe und gleichzeitig größten Arbeitgeber des Kreises Olpe vom Bund eine Verringerung der Bürokratie und eine dauerhafte und sichere Refinanzierung der coronabedingten Mehraufwendungen.
Infobox:
Mit der Aktion „Besuch vor der Tür“ hoffen die beteiligten Träger aus dem Kreis auf ein Echo, das von Seiten der Öffentlichkeit und Politik gehört wird.
Teilnehmende Einrichtungen sind:
St. Franziskus Seniorenhaus, Lennestadt (Caritasverband), Seniorenhaus Gerberweg, Olpe (Caritasverband)
Haus Elisabeth, Wenden (KHS), Josefinum, Lennestadt (KHS)
Franziskaner-Hof, Attendorn (GFO), Seniorenzentrum St. Gerhardus, Drolshagen (GFO),